Die Kunst des Älterwerdens: Wissenschaft, Bewegung und Lebensfreude

Ein Blogbeitrag von Olly Murillo

Altern ist eine der wenigen Sicherheiten des Lebens – und doch reflektieren wir selten mit Ruhe und Tiefe über dessen wahre Bedeutung. In einer faszinierenden Folge des Podcasts Ciencia Simplificada, moderiert von Carolina (zum Podcast), wurden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit gesellschaftlichen und persönlichen Perspektiven über das Älterwerden verwoben.

Hier teile ich die zentralen Gedanken – bereichert durch eine philosophische Perspektive – für all jene, die das Altern bewusst, würdevoll und mit innerer Freiheit gestalten möchten.


1. Altern verläuft nicht linear: Der plötzliche „Altersschub“

Studien aus Nature zeigen, dass wir nicht kontinuierlich altern. Es gibt zwei markante Umbruchphasen: eine um das 44. Lebensjahr, eine weitere um die 60. In diesen Phasen verändern sich molekulare Prozesse im Körper abrupt. Der bekannte „Viejazo“ – der Moment, in dem man sich plötzlich älter fühlt – hat somit eine wissenschaftliche Grundlage.


2. Chronologisches vs. biologisches Alter

Unsere biologische Uhr tickt unabhängig vom Kalender. Während manche Menschen mit 30 biologisch 25 sein können, altern andere schneller – durch Lebensstil, Ernährung, Schlaf, Stress oder Bewegung. Jeder Organismus trägt seine eigene Geschichte.


3. Organe altern unterschiedlich

Studien zeigen: Jedes Organ altert in seinem eigenen Tempo. Ein Herz kann schneller altern als die Leber. Diese Unterschiede beeinflussen das individuelle Krankheitsrisiko deutlich. Altern ist ein orchestrierter, aber asymmetrischer Prozess.


4. Die Entzündungsuhr – ein neuer Biomarker

Ein neues Modell, das sogenannte I-age, misst das biologische Alter anhand systemischer Entzündungswerte. Besonders relevant: Menschen mit niedriger chronischer Entzündung altern langsamer. Bei Hundertjährigen wurde ein biologisches Alter von rund 59 Jahren gemessen – ein faszinierender Befund mit weitreichender Bedeutung.


5. Altern ist auch eine soziale Konstruktion

Gesellschaftliche Normen schreiben vor, was „alt“ bedeutet – und was man „in diesem Alter“ angeblich tun darf oder nicht. Doch Jugend ist auch eine innere Haltung: Lebensfreude, Neugier, Offenheit. Diese Geisteshaltung kann über Jahrzehnte erhalten bleiben – unabhängig von Falten oder Haarfarbe.


6. Selbstwirksamkeit schützt vor Gebrechlichkeit

Eine Studie der Johns Hopkins University zeigt: Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit – also dem Glauben, Herausforderungen aktiv gestalten zu können – altern gesünder. Es ist nicht nur ein psychologisches Konzept, sondern ein schützender Faktor für den gesamten Organismus.


7. Bewegung: Schlüssel zur Lebensfreude im Alter

Regelmäßige Bewegung (mindestens 150 Minuten pro Woche) fördert nicht nur körperliche Gesundheit, sondern auch Zufriedenheit und emotionale Stabilität. In Studien mit über 14.000 älteren Menschen korrelierten Bewegung und Lebensglück deutlich – ein Aufruf an uns alle, den Körper in Bewegung zu halten.


8. Gemeinschaft heilt

Soziale Isolation im Alter wirkt wie ein schleichendes Gift. Gemeinschaft, Nähe und Austausch sind essenziell für Wohlbefinden, Mobilität und Lebensfreude. Einsamkeit verkürzt Leben – Nähe verlängert es.


Fazit: Haltung, Handlung, Hoffnung

Altern ist unausweichlich. Doch wie wir altern, liegt in unserer Hand.

Die Summe aus Lebensstil, innerer Haltung und sozialem Umfeld entscheidet darüber, ob wir alt werden – oder weise, frei und lebendig.

„Heute bist du so jung, wie du nie wieder sein wirst. Also tu das, was dein Herz dir sagt – heute.“


Mit herzlichen Grüßen,
Olly Murillo

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